Mai 2017

Die stille Revolution im Browser - Macht der "Service Worker" native Apps bald überflüssig?

Mit dem "Service Worker" etabliert sich im Hintergrund in vielen großen Browsern eine Technologie, die interessante Möglichkeiten eröffnet und Alternativen bietet. Zum Beispiel zu nativen Apps. Damit wäre dann wohl die nächste Runde der Web-Revolution eingeläutet.

Offline-Zugriff, Hintergrund-Synchronisierung, Push Notifications – Features, die bisher nur in nativen Apps zu finden waren – sind jetzt auch für Webseiten im Browser möglich. "Service Worker" bilden die technische Basis um diese Features zu ermöglichen.

Dass besonders Google die Entwicklung dieser Technologie (und der damit verbundenen Progressive Web Apps) mit Nachdruck fördert, lässt ahnen, welche Potentiale in der Technologie stecken.

Deshalb, auch wenn's gleich ein wenig technisch wird, unbedingt zu Ende lesen. Gerade für das Marketing eröffnen sich hier neue Chancen. Vor allem für diejenigen, die diese Technologie schnell für sich zu nutzen wissen.

Was ist ein "Service Worker"?

Ein Service Worker ist JavaScript-Code, der separat vom Browser im Hintergrund ausgeführt werden kann. Auf mobilen Geräten auch wenn der Browser geschlossen ist, auf dem Desktop muss der Browser geöffnet sein, die entsprechende Website kann aber geschlossen bleiben, um den Befehl auszuführen. Dies ermöglicht Funktionen, die keine direkte User-Interaktion voraussetzen, wie zum Beispiel Push Notifications oder Hintergrund-Synchronisation. Zukünftig werden Service Worker auch interessante weitere Features unterstützen können, wie zum Beispiel Geofencing, das Auslösen einer Aktion in Abhängigkeit vom Standort.

Schematische Darstellung der Funktionsweise

Was ermöglicht der "Service Worker"?

Der "Service Worker" ist die Basis für eine Vielzahl neuer Funktionen, die vorher nicht möglich waren, wie zum Beispiel:

  • Push-Notifications: Benachrichtigungen wie man sie schon von Smartphone Apps kennt
  • Hintergrundaktualisierung: Neue Inhalte werden geladen, bevor der Nutzer eine Seite aufruft
  • Offline-Caching: Inhalte auch offline verfügbar machen
  • Progressive Web Apps: Browserbasierte Anwendungen, die wie Apps agieren

Offline Caching und Progressive Web Apps

Das faszinierendste Feature eines Service Workers ist das gesteuerte Cachen von Serverantworten. Damit ist es möglich, eine Webseite und ihren Inhalt offline für den User verfügbar zu machen. Mobile Browser, die Service Worker unterstützen, erlauben dabei auch die Möglichkeit, die Webseite nahtlos in das System zu integrieren. So ist es möglich, die Webseite mit einem Icon auf dem Startbildschirm abzulegen (wie eine App) und beim Öffnen die Seite im Vollbildmodus ohne Browser-Fenster anzuzeigen. Die Website erhält dadurch das Feeling einer App.

Für den User hat es dann den Anschein, als würde er eine "echte" native App offline verwenden. Der Vorteil gegenüber nativen Apps liegt auf der Hand: Webseiten werden einfacher von Google und Co. gefunden und können direkt benutzt werden, während native Apps erst im Store gesucht und danach heruntergeladen werden müssen. Die Installation bei Anwendungen, die Service Worker verwenden, passiert automatisch im Hintergrund. Diese Anwendungsform wird mit dem Begriff "Progressive Web App" bezeichnet. Logisch, dass Google ein großes Interesse an dieser Technologie hat und die Entwicklung entsprechend forciert.

Anforderungen

Jede Webseite, die Service Worker benutzen möchte, muss über HTTPS ausgeliefert werden. Die sichere Verbindung über SSL entwickelt sich ohnehin gerade zum Default-Standard. Leider unterstützt momentan noch nicht jeder Browser Service Worker. Eine aktuelle Liste kann auf https://caniuse.com/#search=service%20worker eingesehen werden.

Da Google die Technik sehr stark fördert, ist es absehbar, dass auch die übrigen Browserhersteller mit der Unterstützung der Service Worker Technik nachziehen. Spannend bleibt die Frage, ob auch Apple seinen Safari aufrüsten wird.

Integration in bestehende Systeme

Die Service Worker-Cashing-Technologie für die Offline-Speicherung von Inhalten macht am meisten Sinn, wenn Inhalt und Design erst im Browser zusammengesetzt werden.

Leider lässt sich das Cashing-Feature daher nur schwer mit gängigen Content Management Systemen wie TYPO3 vereinbaren, da diese die Webseiten serverseitig zusammensetzen und komplett ausliefern. Hier könnte es künftig zu Veränderungen in der technologischen Basis der CMS-Lösungen kommen.

Einfacher lässt sich die Caching-Funktion mit Frameworks umsetzen, die das Rendering der Seite im Browser umsetzen, wie zum Beispiel Angular JS.

Features wie Push Notifications benötigen die Cashing-Funktion nicht und lassen sich prinzipiell in jedes System integrieren.

Fazit

Mit Service Workern ist nun eine Basis vorhanden, auf der in Zukunft viele aufregende neue Browser- Features, die bisher nur nativen Apps vorenthalten waren, entwickelt werden können.

Auch für das Marketing eröffnet die Technologie neue Chancen. Push-Notifications, wie wir sie von Apps kennen, sind nun auch im Browser möglich. Applikationen und Anwendungen können mit regulärer Webtechnologie entwickelt werden und trotzdem auch Offline-Inhalte ausliefern. Damit stellen diese Anwendungen, die sogenannten Progressive Web Apps, eine echte Alternative zu den geschlossenen Systemen der App-Stores dar.

Der Service Worker könnte also die Grundlage der nächsten großen, digitalen Umwälzung werden. Nicht mehr und nicht weniger.


Ausprobieren & Weiterlesen

Anwendungen und Demos von Progressive Web Apps finden Sie hier: https://pwa.bar/

Mehr Infos zu Progressive Web Apps: https://t3n.de/news/progressive-web-apps-739224/